Hilfe und Unterstützung für Angehörige - Wie gehe ich als Angehöriger mit der Situation um, wenn meine Eltern oder Verwandte nicht mehr alleine zu Hause wohnen können?
- schreibstar
- 6. Apr.
- 5 Min. Lesezeit
Die Situation, wenn Eltern oder ältere Verwandte nicht mehr alleine zu Hause wohnen können, stellt für viele Angehörige eine enorme emotionale und praktische Herausforderung dar. Die Entscheidung, dass ein geliebter Mensch in ein Pflegeheim oder betreutes Wohnen umziehen muss, fällt nicht leicht und bringt viele Ängste, Sorgen und Fragen mit sich. In diesem Blogbeitrag möchten wir Ihnen als Angehörigem hilfreiche Informationen und Tipps geben, wie Sie mit dieser Situation umgehen können. Wir zeigen auf, welche Unterstützungsmöglichkeiten es für Sie gibt und wie Sie für sich selbst sorgen können, um die Situation bestmöglich zu meistern.
1. Die emotionale Herausforderung annehmen
Wenn Eltern oder ältere Verwandte nicht mehr alleine zu Hause leben können, fühlt sich das oft wie ein großer Einschnitt an – sowohl für die betroffene Person als auch für die Angehörigen. Es ist völlig normal, dass Sie sich überfordert, traurig oder hilflos fühlen. Diese Veränderungen können Ängste, Trauer und eine Mischung aus Schuldgefühlen hervorrufen, da es sich um eine schwierige Entscheidung handelt. Dennoch ist es wichtig, die Situation emotional zu akzeptieren und offen zu kommunizieren.
Gefühle erkennen und annehmen
Zunächst ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass Sie nicht allein in dieser Situation sind. Viele Angehörige von älteren Menschen befinden sich in einer ähnlichen Lage. Es ist völlig natürlich, dass Gefühle wie Traurigkeit, Überforderung oder Angst aufkommen. Geben Sie sich selbst die Erlaubnis, diese Emotionen zu fühlen, und suchen Sie nach Möglichkeiten, sich Unterstützung zu holen.
Offene Kommunikation mit den Betroffenen
Es kann eine sehr schwierige Aufgabe sein, mit den betroffenen Eltern oder Verwandten darüber zu sprechen, dass sie nicht mehr alleine wohnen können. Es ist jedoch entscheidend, dass die Kommunikation offen und respektvoll bleibt. Versuchen Sie, das Gespräch so früh wie möglich zu führen, um gemeinsam Lösungen zu finden. In vielen Fällen sind ältere Menschen sich ihrer eigenen Einschränkungen bewusst, möchten aber dennoch nicht das Gefühl haben, dass ihnen die Entscheidung „abgenommen“ wird.
Bieten Sie an, sich gemeinsam mit ihnen nach Alternativen umzusehen, und beziehen Sie sie in den Entscheidungsprozess ein. Dies kann helfen, den Übergang zu erleichtern und das Gefühl von Kontrolle und Autonomie zu bewahren.
2. Praktische Unterstützung: Welche Optionen gibt es?
Die Entscheidung, ob eine häusliche Pflege, betreutes Wohnen oder ein Pflegeheim die beste Lösung ist, hängt von den individuellen Bedürfnissen ab. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten der Unterstützung, die Ihnen und Ihren Angehörigen helfen können, die Situation zu bewältigen.
Ambulante Pflege und Hilfsdienste
Wenn Ihre Eltern oder Verwandte zu Hause bleiben möchten, aber nicht mehr in der Lage sind, sich selbstständig zu versorgen, kann ambulante Pflege eine gute Lösung sein. Diese umfasst eine Reihe von Dienstleistungen, die von Pflegekräften durchgeführt werden. Hierzu gehören zum Beispiel die Hilfe bei der Körperpflege, beim Einkaufen oder beim Kochen.
Die ambulante Pflege ermöglicht es den Betroffenen, in ihrer vertrauten Umgebung zu bleiben, während sie die notwendige Unterstützung erhalten. Dies ist häufig eine gute Übergangslösung, die Ihnen und Ihren Angehörigen Zeit gibt, sich an die neue Lebenssituation anzupassen.
Betreutes Wohnen
Wenn es zu einer stärkeren Einschränkung der Selbstständigkeit kommt, ist betreutes Wohnen eine ideale Option. In einer betreuten Wohneinrichtung haben die Bewohner ihre eigene Wohnung oder ein Zimmer, erhalten aber bei Bedarf Unterstützung durch Pflegekräfte und haben Zugang zu gemeinsamen Angeboten wie Freizeitaktivitäten und Mahlzeiten. Das betreute Wohnen ist eine gute Wahl für Menschen, die ihre Unabhängigkeit weitgehend bewahren möchten, aber dennoch auf regelmäßige Unterstützung angewiesen sind.
Pflegeheime
Ein Pflegeheim ist eine Option, wenn eine umfassendere Betreuung notwendig wird. Hier erhalten die Bewohner rund um die Uhr medizinische und pflegerische Unterstützung. In Pflegeheimen wird die tägliche Pflege und Unterstützung gewährleistet, wenn eine ambulante Versorgung nicht mehr ausreicht. Diese Option wird vor allem dann in Betracht gezogen, wenn gesundheitliche oder geistige Einschränkungen stark ausgeprägt sind.
3. Welche finanziellen Hilfen gibt es für Angehörige?
Die finanziellen Belastungen können ein weiterer schwerer Aspekt sein, wenn sich Angehörige um die Pflege und Betreuung von älteren Verwandten kümmern müssen. Es gibt jedoch verschiedene Fördermöglichkeiten und Unterstützungssysteme, die Sie als Angehöriger in Anspruch nehmen können.
Pflegeversicherung
In Deutschland besteht eine gesetzliche Pflegeversicherung, die je nach Pflegegrad die Kosten für ambulante Pflege, betreutes Wohnen oder ein Pflegeheim teilweise übernimmt. Der Pflegegrad wird dabei individuell festgestellt und richtet sich nach dem Grad der Beeinträchtigung. Es gibt verschiedene Leistungen, die je nach Pflegegrad und Bedarf in Anspruch genommen werden können.
Pflegegeld: Wenn Sie die Pflege Ihres Angehörigen selbst übernehmen, können Sie Pflegegeld erhalten, um die eigenen Kosten zu decken.
Pflegesachleistungen: Wenn Sie einen ambulanten Pflegedienst in Anspruch nehmen, übernimmt die Pflegeversicherung einen Teil der Kosten für die professionelle Pflege.
Verhinderungspflege: Wenn Sie als Angehöriger eine Auszeit benötigen, können Sie eine Verhinderungspflege beantragen, um Ersatzpflege für einen bestimmten Zeitraum zu erhalten.
Wohngeld und Sozialhilfe
Wenn Ihre Angehörigen in einem Pflegeheim oder betreuten Wohnen leben, können Sie unter bestimmten Umständen Sozialhilfe oder Wohngeld beantragen, um die Kosten zu decken. Hierfür müssen bestimmte Einkommens- und Vermögensgrenzen eingehalten werden.
Pflegezeit und Familienpflegezeit
Arbeitnehmer haben unter bestimmten Bedingungen Anspruch auf Pflegezeit oder Familienpflegezeit, um sich um ihre pflegebedürftigen Angehörigen zu kümmern. Während dieser Zeit können Sie eine Auszeit von der Arbeit nehmen, um die Pflege zu übernehmen, und erhalten unter Umständen finanzielle Unterstützung in Form von Pflegeunterstützungsgeld.
4. Sich selbst nicht vergessen: Die Bedeutung der Selbstfürsorge
Die Pflege und Betreuung von Angehörigen kann sehr anstrengend und emotional belastend sein. Es ist wichtig, dass Sie als pflegender Angehöriger auch auf Ihre eigene Gesundheit und Ihr Wohlbefinden achten. Nur wenn Sie sich selbst gut kümmern, können Sie für Ihre Angehörigen da sein.
Nehmen Sie Hilfe in Anspruch
Scheuen Sie sich nicht, Unterstützung zu suchen. Viele Organisationen bieten Beratungsdienste, Selbsthilfegruppen oder auch Entlastungsangebote wie Kurzzeitpflege an, um pflegende Angehörige zu entlasten. Diese Angebote sind nicht nur hilfreich für Ihre körperliche Erholung, sondern bieten auch emotionale Unterstützung.
Zeit für sich selbst nehmen
Es ist entscheidend, regelmäßig Pausen einzulegen und sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Dies kann in Form von Hobbys, Entspannungsübungen oder einfach mal einem Spaziergang sein. Gönnen Sie sich kleine Auszeiten, um Ihre eigenen Bedürfnisse nicht aus den Augen zu verlieren.
Gesprächspartner suchen
Der Austausch mit anderen pflegenden Angehörigen kann sehr hilfreich sein. Sie müssen nicht alles alleine bewältigen. Selbsthilfegruppen oder Beratungsgespräche können Ihnen helfen, mit den Herausforderungen der Pflege besser umzugehen.
Fazit: Den Übergang gemeinsam meistern
Es ist völlig normal, sich überfordert oder unsicher zu fühlen, wenn die Entscheidung fällt, dass die eigenen Eltern oder Verwandten nicht mehr alleine zu Hause wohnen können. Doch mit den richtigen Informationen und Unterstützungsmöglichkeiten können Sie diese Herausforderung gemeinsam bewältigen. Wichtig ist, dass Sie als Angehöriger nicht nur die Bedürfnisse der betroffenen Person im Blick haben, sondern auch auf sich selbst achten und sich rechtzeitig Unterstützung suchen.
Denken Sie daran: Sie sind nicht allein. Es gibt zahlreiche Hilfsangebote, die Ihnen helfen, Ihre Aufgaben als pflegender Angehöriger zu bewältigen. Mit einer guten Planung, der richtigen Unterstützung und einer offenen Kommunikation können Sie den Übergang zu einer neuen Lebenssituation für sich und Ihre Angehörigen so gut wie möglich gestalten.
Kommentare